Maria die Schmerzensmutter
Pietà - Vesperbildnis
Seit dem hohen Mittelalter (Bernhard von Clairvaux und Franz von Assisi) haben sich die Christen immer mehr dem menschlichen Leiden Jesu am Kreuz und dem Mitleiden seiner Mutter Maria zugewandt. Es gab bald keine Kirche mehr, in der nicht in einer Nische oder Kapelle ein sogenanntes "Vesperbildnis" stand, auch Pietà oder Mater Dolorosa genannt.
Frühe Pietà, Südtirol um 1350
Maria die Schmerzensmutter wird frontal sitzend dargestellt, wie sie den vom Kreuz abgenommenen Jesus zärtlich im Schoß hält. Sie wendet sich dabei ganz ihrem Sohn zu, manchmal nimmt sie auch bewegenden Blickkontakt zum Betrachter auf. Häufig deuten der herabhängende, steife rechte Arm Christi sowie sein nach hinten fallendes Haupt auf seinen Tod hin.
Bei der Darstellung des Herrn sagt Simeon zu Maria: Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen" (Lk 2,35). Wenn wir auf das Bild der Trösterin schauen, dann können wir aus ihren Augen herauslesen, dass sie in allen Lebenssituationen bei uns ist. Als Heil der Kranken hilft sie uns, unsere Krankheiten und Leiden zum Wohl der Kirche und der Menschen zu tragen.
Der selber schwer leidende Papst Johannes Paul II. hat einmal Kranken zugerufen: „Ihr seid nicht unnütz! Im Gegenteil. Ihr seid der Reichtum der Kirche! Schöpft - mit dem Blick auf Maria unter dem Kreuz - aus eurer Krankheit neue Kraft und neue Hoffnung, um so den Mitmenschen den Weg zu Gott zu zeigen. Die Schmerzensmutter Maria läßt niemanden im Stich!"
Das Bildnis der Schmerzensmutter steht auch universal für das unsagbare Leid überall auf Erden. Ihr Sohn unschuldig von Folter und Kreuz zerbrochen - wer denkt nicht an Gewalt und Unrecht, wer denkt nicht an Terror und Krieg? Die ganze Menschheit seufzt unter Sünde und Schuld, unter Armut und Not. Deshalb haben sich so viele Maler und Bildhauer an der Pietà versucht, Musiker am "Stabat mater dolorosa" und Schauspieler an der Passion.
Stabat mater dolorosa |
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Die mit Jesus leidende Mutter Maria
Maria Pietà - Dolorosa, Vesperbildnis , Pietà, Mutter der Kirche,
die Mutter Jesu unter dem Kreuz,
Stabat mater, Weine nicht Mutter, Beweinung Christi,
Beweinung Christi
Giovanni Bellini (1465)
Stummer Dialog zwischen Mutter und Sohn, der tote Christus fast schwerelos erhoben, ein suchendes Spiel der Hände. Menschlicher Schmerz, Tragik des Geschehens und Wärme der Gefühle im eher kühlen Tageslicht unter offenem Himmel. Psychologischer Austausch von Gefühlen, Bitterkeit und Schmerz.
Luis de Morales, Spanien (+1501)
Dunkel der Hintergrund und mächtig der Schaft des Kreuzes. Christus auf einer Felsenbank sitzend und in den Händen seiner Mutter aufgerichtet. Sein Haupt zeigt den Tod, seine Hände den Schmerz. Kraft, Würde und gefasste Trauer einer einfachen Frau aus dem Volke - Maria als Vorbild für viele!
Weine nicht, Mutter
Zeitgenössische Ikone (Gert Riemann).
Auffällig der freie Umgang mit den Farben
blau und rot (ungemischt?)
Das Thema dieser Ikone ist erstmals im 12. Jahrhundert bezeugt. Sie zeigt das Bild des Schmerzensmannes auf einem goldenem Hintergrund. Christus erhebt sich aus dem Grab, von der Mutter gestützt, die ihre Hand meistens auf die Seitenwunde ihres Sohnes legt. Auf den Schultern das Kreuz. Zuweilen ist am oberen Rand der Ikone zu lesen: »Weine nicht um mich, Mutter, da du mich im Grab siehst."
Das Bild hat seine Entsprechung in der Ikone der Muttergottes, die in Liebe und Zartheit vom Gottessohn umarmt wird, indem er ihr sein Leiden und seinen Tod enthüllt. Doch auf dieser Ikone wendet sich der Gestus der Umarmung, nun stützt die Mutter mit ihren Armen den toten Sohn, um am Mysterium des Kreuzes teilzunehmen. Die Aussage der Ikone ist eng verbunden mit der Liturgie des Karsamstags. Diese feiert das Kreuz, das Zeichen des Opferleidens, als Siegestrophäe über den Tod.
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