Goya - Madrid 1803
Die Erschießung der Aufständischen unter Napoleon (8. Mai 1803)
Ein großes Bild (266 mal 345 cm, 1814 vollendet), das sich sehr stark einprägt: der Augenblick vor einer Erschießung! Acht Soldaten haben ihre Gewehre mit Bajonetten auf eine Lichtgestalt gerichtet, im nächsten Augenblick wird es krachen und rauchen und ein Opfer stürzt zerfetzt zur Erde. Vor Entsetzen die Augen mit den Händen verdeckt, weinende und betende Frauen im Hintergrund, das blanke Entsetzen aber am Boden - im Blut ein Haufen Leichen! Aus dieser Hölle ersteht weiß und mutig der Held, wie Christus aus dem Grabe auferstehend zu Ruhm und Ehre. Ein Mahnmal gegen den Wahnsinn der Gewalt und eine Heiligsprechung des einfachen Volkes - das Bild durfte erst viele Jahre nach der Entstehung öffentlich gezeigt werden.
Der historische Hintergrund, wie ihn Goya in seinem Bild aufgreift, wird in Wikipedia kurz so geschildert: "Der auf dem Bild festgehaltene Vorfall ereignete sich im Jahr 1808 auf einem Hinterhof einer Kathedrale. Napoleon I. hatte Spanien unterworfen, das Königshaus in Madrid musste bereits seine Befehle entgegennehmen und ausführen. Am 2. Mai 1808 versuchten Teile der spanischen Bevölkerung, die von Frankreich angeordnete Abreise von Francisco de Paula, Bruder von König Fernando VII., Gewalt zu verhindern. Die Situation eskalierte, es kam zu einem ungleichen, harten Kampf mit den französischen Truppen. Jeder Spanier, der mit einer Langwaffe angetroffen wurde, wurde sofort getötet. Es waren annähernd 400 Opfer. 45 Aufständische wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai auf dem Hügel von Principe Pio zusammengetrieben und erschossen."
Das Bild lebt von der Nähe zwischen Tätern und Opfern, ein Bildaufbau, der später in ähnlichen Bildern von großen Meistern wie Edouard Manet, Otto Dix oder Pablo Picasso aufgenommen wurde. Es lebt auch vom Kontrast der Farben, vor allem der Hauptfigur in strahlend weißem Hemd und den Soldaten in ihren eintönigen Uniformen. Anscheinend der Anführer der Aufständischen erinnert in seiner Haltung an den gekreuzigten Jesus Christus, und diese Assoziation ist gewollt (die Nagelwunde der rechten Hand ist gut sichtbar). Hier werden Märtyrer und Helden ermordet: dies geschieht im Gegenüber der gedrillten, namenlosen Soldaten und des zufällig zusammengetriebenen Haufen der Aufständischen mit ihren entsetzten Reaktionen auf die Gräuel. Dieses Bild wirkt tausenmal nachhaltiger als jede Beschreibung mit allen Details.
Goya, Erschießung der Aufständischen, Gesamtansicht
Goya - Madrid 1803
Bildbeschreibung und Deutung
- Nacht und Dunkel, ein Himmel ohne einen einzigen Stern, Licht nur von einer Laterne.
- In der Ferne sieht man Nacht über Madrid, Tote und Blut am Boden, ein Hügel irgendwo.
- Zwischen Tätern und Opfern Zerrissenheit des Lebens und Handens, und doch Einheit in Tragik und Abscheulichkeit.
- Warm und lebendig die Opfer, Trauer Angst Schmerz, aber kalt und maschinell die Soldaten, tödlich Gewehre mit Bajonett und Säbel.
- Gesichtslose Soldaten knallen ins Herz eines jeden nach Kommando, Menschen mit Herz leiden sterben siegen in Wahrheit und Liebe.
- Malerisch originell die huschartigen Pinselstriche, nichts ist nebensächlich oder überflüssig, die helle Gestalt des Bauern ersteht aus dem Dunkel der Sieger im Dienst eines grenzenlosen, abgrundtief verrückten Menschen (ICH - Napoleon - einsam und hohl - im Jenseits mit seinen Fingern die Grabsteine für seine Opfer auskratzend in Ewigkeit).
- Auffallend die Perspektiven und Überlappungen der Figuren, vor allem die Soldaten gesichtslos nach außen ins Nichts, farbig und geliebt geehrt unvergessen die Opfer nach innen zum Licht.
In der Kunstgeschichte gibt es vielfach Verbindungen zu den politischen Ereignissen der jeweiligen Zeit.
In Spanien war es vor allem der Widerstand gegen die Besitzergreifung durch Napoleon Bonaparte.
Das ergreifende Bild von Goya erzählt davon, eindringlich der Protest gegen solche Willkür.
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