Der Segenspfarrer von Wengen - Südtirol:
Pfarrer Heinrich Videsott
Priester als Mensch, Pfarrer als Beruf – so hat Heinrich Videsott gelebt. Beides mit Begeisterung und ohne Vorbehalt. Lieber etwas ganz verwirklichen als manches nur halb. Während viele Priester heute den Dienst am Volk Gottes in den Vordergrund stellen, lebte er vor allem als Gottgeweihter, als Gesandter Christi und der Kirche. Was aber alle fasziniert: er lebte sein hohes Ideal ganz und ohne Vorbehalt. Dadurch wurde er selbst ein Segen, der wirksam Segen spenden konnte.
85 Jahre alt |
KLICK zur Jubelpredigt |
am 29. 06. 1999 Diamantenes |
Ein junger Mensch kann für seinen Traumberuf zwischen zwei Zielen wählen. Entweder sind es handfeste Vorteile oder es ist Idealismus. Handfeste Vorteile gibt es viele: angenehmer und sicherer Arbeitsplatz, Aufstiegschancen, Geld, viel Freizeit usw. Heute müssen allerdings viele junge Menschen mit einer Arbeit antreten, die einfach notwendig und zu haben ist – dafür gibt es viel Freizeit zum Ausgleich.
Priester und Pfarrer aus Leidenschaft
Idealismus braucht es zur Entscheidung zum Priesterberuf. Früher gab es auch Ehre, heute meist nur Stress. Der Priester muss auf vieles verzichten. Und doch erlebt er Faszination und Erfüllung in sich. Der Priester arbeitet sehr vielfältig, Kinder, Jugendliche, Eheleute, Senioren, Kranke, Gottesdienste, Studium, Planung und Einsatz, Predigt und Schule, Zeit für Gebet und Meditation.
Was ihn aber von innen her motiviert und trägt, sind Glaube, Liebe, Hoffnung. Er lebt mit Christus im Herzen und im Sinn. Er liebt die Menschen und achtet sie. Er kennt Gebote und Ratschläge, die ihn schützen wie die Leitplanken auf der Straße, die ihn weisen wie ein Kletterseil durch die Wand. Aus Liebe zu Christus entwickelt er einen Eifer, einen Eros für die Seelsorge und für die Anliegen der Menschen. Er liebt Maria und hat Freude an besonderen Heiligen. Er ist und bleibt ein Idealist.
Heinrich Videsott, 1912-1999
Beichte, Segen und Seelenführung
In seinem langen Leben hat Pfarrer Heinrich Videsott eine tiefgreifende Veränderung des Bußsakramentes erlebt. Bis in die Konzilszeit hinein hat er die Form der Osterbeichte, der Andachtsbeichte sowie der monatlichen Beichte am Herz-Jesu-Freitag erlebt.
Pfarrer Heinrich musste über den Rückgang der Beichten nach dem Konzil sehr besorgt sein, vielleicht manchmal entsetzt. Durch Nichtwissen und Fahrlässigkeit ist damals manches Ungute geschehen. Auch die Entwicklung etwa hin zu gut gestalteten Bußgottesdiensten konnte er nur schwer annehmen. Er erkannte mit geschultem und scharfem Blick, dass das Sündenbewusstsein dahinschmolz, dass dies unter anderem zu einem leichtfertigen Kommunionempfang ohne Buße und Beichte führte.
Rechts: Beichtstuhl in der Pfarrkirche Wengen
Aus dem Beichtwesen vor dem Konzil (offener Beichtstuhl, Massenbeichte, erstarrte Formeln usw.) wuchs Pfarrer Videsott in dreifacher Weise zu einer echten Begegnung mit den Beichtenden:
1. durch das persönliche Beichtgespräch und die seelische Begleitung,
2. durch den Aspekt der "Heilung einer verwundeten Seele",
3. durch seinen Glauben an die Wunderkraft des Segens.
Pfarrer Heinrich konnte zuhören, verstehen, Rat geben, und dann das erlösende „Ich spreche dich los!“ zusprechen. Wie sehr er selber auch gegen die Sünde und alle Leichtfertigkeit predigte, den sündigen Menschen nahm er immer mit der Barmherzigkeit des Vaters im Gleichnis vom verlorenen Sohn auf. Wenn er im Krankenhaus Bruneck wöchentlich seine Besuche machte, Menschen zuhörte, Mut zusprach und sie segnete, beschwörend ihnen Heilung an Seele und Leib erbat, dann konnte man vom Personal und von den Ärzten hören: „Wir spüren das jedes Mal, wenn Pfarrer Heinrich da war und heilsam und hoffnungsfroh die Atmosphäre im Krankenhaus segnete.“
Er verstand das Sakrament der Versöhnung als Segen Gottes, der über eine leidende und reumütige Person ausgegossen wird, vor dem die Mitmenschen sich lieber zurückgezogen hätten. Heilen und segnen – unermüdlich betonte er dies als größtes Geschenk der Priesterweihe. Der Priester hat dadurch nicht so sehr einen Auftrag bekommen, der nur mit Mühe erfüllte werden kann. Vielmehr hat Christus ihm diese seine eigene Sendung geschenkt, damit er mit Freude zur Heilung einer von der Ursünde verderbten Menschheit beitragen könne. Dieses Verständnis des Segnens, auf das hin er die Beichte und wohl insgesamt das Gebet und den Lobpreis, die Sakramente und die Liturgie der Kirche verstand, ist eine beachtliche Leistung für einen einfachen Dorfpfarrer, das verdient Anerkennung und Dank!
Christus + Kreuz, Christus + Blut,
dass dir der böse Feind + nicht schaden tut.
Pustertal: So segnen Eltern ihre Kinder
mit Weihwasser auf Stirn, Mund und Brust
(auch wenn Sohn/Tochter ins Ausland fahren, heiraten oder Priester werden).
Jungpriester Heinrich Videsott "vermittelt" Wunder
zur Heiligsprechung von Josef Freinademetz
Hl. Josef Freinademetz, Chinamissionar, aus dem Hauptort des Gadertales - St. Leonhard
Wengen grenzt über einen Bergrücken hinweg an St. Leonhard, den Heimatort des bekannten Heiligen Josef Freinademetz. Oben sehen wir dessen Geburtshaus mit dem Stadel, ein Magnet für viele Pilger und Gruppen. Pfarrer Videsott hat eine wunderbare Verbindung zu ihm, die noch wenigen Verehrern bekannt ist.
Als Kooperator in Bruneck (1941/43) hat Heinrich Videsott das Wunder vermittelt und bezeugt, das zur Heiligsprechung von Josef Freinademetz führte. Er hatte eine Mutter, deren vierjähriger Sohn sterbenskrank an Pleuritis erkrankt war, zur Anrufung des Missionars Josef Freinademetz ermuntert und dem Kind ein Bildchen des Dieners Gottes auf die Brust gelegt. Am Tag darauf war das Kind gesund!
Auf abenteuerliche Weise (politische Wirren) wurden die Dokumente dieses Wunders verfasst und an das Generalvikariat Brixen gebracht. Das Wunder wurde nach einer strengen Untersuchung der zuständigen Päpstlichen Kongregation als solches bestätigt. Damals hat Gott wohl auch ein Zeichen für den jungen Priester Heinrich Videsott gesetzt, sozusagen einen Fahrplan, ein Navi, eine Tourenkarte für ihn aufgeschlagen.
Die "kräftige" Segensformel
von Pfarrer Heinrich im Wortlaut
Im Namen des + Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria
und deiner heiligen Schutzpatrone,
des heiligen Antonius,
des heiligen Pfarrers von Ars,
des heiligen Josef Freinademetz,
komme der Segen des allmächtigen Gottes
auf dich und deine Familie herab,
und die Gaben des Heiligen Geistes mögen tief in dein Herz dringen.
Im Namen des + Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Der allmächtige Gott schütze dich vor allem Bösen an Leib und Seele,
vor Unfällen auf der Straße und am Arbeitsplatz.
Im Namen des + Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
In deinem Herzen entzünde sich das Feuer der göttlichen Liebe
und sei zum Ruhm Gottes ständig in dir lebendig.
Gott erhalte dir deinen Glauben,
und der Friede herrsche in deiner Seele und in deiner Familie
zur Heiligung deiner Seele.
Der Segen des allmächtigen Gottes,
des + Vaters und des + Sohnes und des + Heiligen Geistes,
komme auf dich herab und bleibe bei dir allezeit. Amen.
Der Kreuzkofel über Wengen und St. Leonhard, mit Wallfahrt Hl. Kreuz (2000 und 3000 m hoch)
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