Trauer - erlebt

Dem Auge so fern, dem Herzen so nah.

 
Sterben - wohin gehen wir?

Als sein Leben erfüllt war,
nahm der Herr ihn
liebevoll zu sich. (Totenbild)
 
Der Tod kommt immer zu früh,
auch wenn man ihn erwartet hat.
 
Wir haben mit dir so Vieles verloren,
aber nicht die gemeinsam verbrachte Zeit.
 
Wir müssen die Hände loslassen,
doch niemals den Menschen.
 
Man sieht die Sonne langsam untergehen,
und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.
(Franz Kafka)
 
 
 
 
Bilder für Trauer Tod
 
Was man tief in seinem Herzen besitzt,
kann man auch durch den Tod nicht verlieren.
(Johann Wolfgang von Goethe)
 
Wir weinen, weil wir sie verloren haben,
und sind doch froh, dass wir sie noch haben.
 
"Geboren zum Sterben,
gestorben zum Leben"
Auf dem Sterbebild eines Kindes
 
 
 
 
 
 

Grabinschriften


Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, der ist nur fern. Tot ist, wer vergessen wird. Immanuel Kant

Auferstehung ist unser Glaube, Wiedersehen unsere Hoffnung, Gedenken unsere Liebe. Augustinus

Ich bin von Euch gegangen, nur für einen kurzen Augenblick und gar nicht weit.
Wenn Ihr dahin kommt, wo ich jetzt bin, werdet Ihr Euch fragen, warum Ihr geweint habt.   Lao Tse

Die Blume kehrt wieder zur Wurzel zurück.   Zen-Weisheit

Einschlafen dürfen, wenn man müde ist, und eine Last fallen lassen, die man sehr lange getragen hat,
das ist eine wunderbare Sache.  Hermann Hesse

Du bist nicht mehr da, wo du warst – aber du bist überall, wo wir sind.   Viktor Hugo

Mit dem Tod eines geliebten Menschen verliert man vieles, niemals aber die gemeinsam verbrachte Zeit.   

Leben und Tod sind eins, so wie der Fluss und das Meer eins sind. 
  Khalil Gibran


Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, welches jedoch nicht im Mutterleib beginnt
und nicht im Grabe endet. Khalil Gibran


Ich glaube an die Sonne,  auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe,  auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott,  auch wenn ich ihn nicht sehe.

Inschrift im Warschauer Ghetto

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Trauerstimmung

Berichte: leben - weinen - sterben - Trauer - erlebt

(Als Priester am Sterbebett)

Gestern war auf der Palliativstation ein besonderer Tag: vier liebe Menschen waren zum Gehen bereit. Ich stand als Priester an ihrem Sterbebett, die Krankenpflegerinnen hatten mich gerufen. Ich stand mitten unter den Verwandten, sie weinten, beteten, warteten schweigend, es war so still und fast weihevoll im Raum, und doch in jedem Zimmer anders. Der Sterbende hilft uns und führt Regie, er ist da, gegenwärtig mit seinem ganzen Leben. De mortuis nil nisi bene - Sterbenden wird nur das Beste geschenkt, möchte ich übersetzen. Mit dem Ritus der Krankensalbung beten wir: "Der Herr, der für dich gelebt hat und am Kreuz gestorben ist, erbarme sich deiner und sei dir gnädig. Er richtet dich auf und führt dich auf deinem Weg." Und der Herr selbst spricht das große AMEN.
 

Hände halten am Krankenbett

 

(Eine Frau und Mutter erinnert sich)
Mein Mann ist vor dem Haus vom Postauto erfasst worden. Ich wurde gerufen - er lag auf der Straße, ich habe nicht erfasst, dass er tot war. Ich habe nicht reagiert, nicht geheult, nicht gebetet. Ich war wie versteinert, es war wie in einem bösen Traum. Mittags kam unser Ältester aus der Schule, er fragte mit großen Augen: "Wie geht es Papi?" "Er ist überfahren worden." "Muss er sterben?" In diesem Augenblick wusste ich erst, dass unser liebster Mensch gestorben ist, tot! Das Kind ging zwei Monate später zur Erstkommunion...  

 

(Eine jung verheiratete Frau kann nicht traueren)

Mein Mann ist plötzlich krank geworden - zwölf Tage darauf war er tot. Es ist nun ein gutes Jahr her, ich kann nicht weinen, ich gehe zum Grab - es ist für mich nur wie ein Blumenbeet. Der Druck bringt mich fast um, ich meine, dass ich nicht normal bin. Ich tu mich schwer in der Familie, manchmal sind sie zu mir auch grob, sie machen mir Vorwürfe. Die Frau schweigt, sie schaut mich ängstlich und zugleich versteinert an. "Ich versuche, Sie zu verstehen. Das muss sehr, sehr schwer sein." Wir sprechen dies und jenes, immer wieder kommt es zu ihrer Unfähigkeit zu trauern. "Frau, ihre Trauer ist so groß, dass sie keine Worte findet, keine Zeichen und keine Tränen. Ich bete für Sie, der Knoten wird sich lösen, es braucht noch ein bisschen Zeit." Als ich die Frau nach einiger Zeit wieder sah, weinte sie schluchzend - und erzählte, wie sie beim Aufräumen alte Bilder und einen Brief des Verstorbenen gefunden hätte, den er ihr von seinem damaligen Studienort aus geschrieben habe, zaghaft und doch flehend und klar - da war es um sie geschehen. In alter Liebe begann sie zu weinen, sie konnte trauern... 

 

(Ein Vater nach dem Unfalltod seines Sohnes)

"Als unser 17jähriger Sohn verunglückt ist, hat mich unser Jüngster mit seinen sieben Jahren Wochen und Monate lang genau beobachtet. Er hat mit mir geweint, wenn es mir aber gut ging, war auch er zufrieden. Auch meine Frau hat mich oft beobachtet Da habe ich verstanden, dass wir miteinander trauern können und müssen. Meine Frau trauerte wie eine Frau, die Kinder eben wie Kinder - ihrem verschiedenen Alter gemäß: das hat mir sehr geholfen. Ich habe Frau und Kinder neu entdeckt und neu lieben gelernt. Von da an habe ich sie auch gern an meiner eigenen Trauer teilnehmen lassen." 

(Wenn Kinder trauern)

Der Bruder war beim Baden in einem Baggersee ertrunken und das vierjährige Schwesterchen will es nicht annehmen. "Warum kommt der Bruder nicht mehr heim?" Es wird dem Kind erklärt, das Kind wird zum Grab geführt, es wird getröstet und abgelenkt. Doch das Kind fragt immer wieder: "Wann kommt der Bruder wieder heim?" Die große Schwester steht eines Abends mit dem Kind auf dem Balkon des Hauses. Groß und leuchtend steht der Abendstern am Himmel. "Siehst du, wie schönder Stern dort ist. Und dort ist unser Bruder! Es ist schön dort, aber weit weg. Auch wir kommen einmal dorthin, dann werden wir den Bruder wieder sehen, mit ihm reden und spielen können. Aber jetzt kann der Bruder nicht zu uns kommen, er ist zu weit weg." Das Kind hat verstanden, es hat nie mehr gefragt, warum der Bruder nicht heimkommt. Geweint hat es oft, aber verstanden, dass es warten muss. 
 

Kinder trauern

Eine junge Wirwe sagt: "Ich fühlte mich oft so verletzt, wie mich Bekannte und Verwandte trösten wollten. Da hieß es, man wisse ja nie, wofür so etwas doch gut sein könnte, vielleicht wäre er schwer krank geworden; du bist jung und musst wieter leben; du kannst sicher noch einmal heiraten; mit der Zeit wirst du vergessen und darüber hinwegkommen... Und ich habe mich dagegen nur selten zur Wehr gesetzt, es tut mir heute noch weh."

 

Als Priester kann ich sagen: Wir beten für die Verstorbenen zu Gott vor allem um drei Sachen: Ruhe, Licht, Frieden. Warum bitten wir nicht auch fjür die Hinterbliebenen um diese drei großen Geschenke? Ruhe für das pochende Herz, gegen den Sturm in der Seele. Frieden, wo Aufruhr der Sinne und des Geistes, Angst und Zwietracht herrschen. Licht in der Dunkelheit, wie wir aus dem Tunnel wieder ins Freie gelangen. Welches Glück für uns, wenn wir schon vor dem Sterben Ungutes ruhen lassen, einen Weg zum Frieden einschlagen und ein Licht anzünden, statt über die Dunkelheit zu jammern.

 

(Trauer und Alleinsein im Alter)
"Ich bin alt und ich habe nur die besten Erinnerungen an meine verstorbene Frau. Aber das Alleinsein ist schwer! Ich war nie neidisch und eifersüchtig, aber wenn ich jetzt ältere Ehepaare sehe, wie sie sich helfen und einander beistehen, achten und zusammenstehen, dann tut mir das so weh. Einerseits freue ich mich, aber ich gehe dann immer lieber weg, es braucht oft lange, bis ich wieder gefasst und ruhig werde." Ein älterer Witwer. 

 

(Ein "schönes Sterben" in Liebe)

Als Priester konnte ich einmal das Sterben einer lieben, alten Frau erleben. Der Ehemann, ein Italiener, weinte fassungslos, er konnte sich überhaupt nicht zurecht finden. Als die Frau ganz ruhig einfach auf einmal nicht mehr einatmete, lange nicht mehr nachatmete, da waren wir ganz still. Nach einiger Zeit berührte ich den Mann um die Schultern und sagte: "È andata - sie ist gegangen. - Herr, gib N. die ewige Ruhe - Licht - Frieden!" Der Mann wirkte plötzlich sehr ruhig, ließ sich von den großen Kindern helfen, sie blieben noch lange bei der Verstorbenen in der Palliativstation. Später sagte er mir immer wieder, dass er genau dieses Wort sich nie erwartet hätte, "sie ist gegangen". Hinüber- und vorausgegangen, so begann er es zu beschreiben. Ohne Angst und Verkrampfung, aber traurig und in christlicher Haltung. 
 

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